Ich stand im Leben nie allein,
ich war im Wald zu finden,
dort war `n wir stark - nicht nur zum Schein,
man schnitt uns Herzen in die Rinden.

Ein Dach aus Blättern - grün und weich,
das zierte unsre Kronen,
ein Heer von Tieren - artenreich,
sie durften gern hier wohnen.

Dann kam der Tag - mit Namen "X"
Es kreischten Motorsägen,
das alles - kam brutal und fix,
dann tat sich nichts mehr regen.

Ich hatte Glück, mein Stamm war krank,
ich war nicht zu verwenden.
Die Tiere riefen: "Gott sei Dank!"
Wir sind in guten Händen.

Nicht lange währte dieser Traum,
dann kamen Narrenhände,
der hohle Baum, er musste weg,
es war der Vielfalt Ende.

"Bereinigung" von Wald und Flur,
ist heute Gang und Gebe,
Profit und Dummheit - pur,
ist das, - was "hoch nun lebe!"

Klaus Ender, April 2003

ICH - DER BAUM

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