Naturschutz ?

Gestern erreichte uns nachfolgende traurige Geschichte (dessen Absender uns bekannt ist). Sie ist wohl bezeichnend für unseren Bürokratismus. Auch wir erhielten diese E-mail vom Nabu und nur durch derzeit extremen beruflichen Stress haben wir (so kurzfristig) keine Vorschläge unterbreitet, zumal es uns nicht nur um einzelne Bäume geht, sondern um einen generell anderen Umgang mit der Natur. Heute sind wir froh, keine Vorschläge gemacht zu haben, und traurig, dass sich selbst gute Absichten gegen die Natur und gegen so prachtvolle Bäume kehren.
Vor wenigen Woche erhielt ich vom Nabu eine Rundmail mit der Bitte, doch Vorschläge für Naturdenkmale einzubringen. Spontan fielen mir auch zwei "Bäumchen" ein. Eine alte Linde in der Nähe meines Wohnhauses und eine stattliche monopodial gewachsene Eibe etwas weiter weg. Ich digitalisierte ihren Habitus und beschrieb die Standorte und dachte: Sie für die Naturdenkmalliste vorzuschlagen, kann ja nicht schaden, auch wenn's nicht gelingt. Irgendwann vor wenigen Tagen wurde mir eine Nachricht übermittelt, dass es mit einem Baum nicht klappen würde, da er sehr krank sei. Ich dachte mir dabei erst mal nichts. Gestern dann traf ich bei einer Veranstaltung den Bundesförster... Der sagte mir, dass er bedauerlicherweise "die Linde" fällen müsse. Ich erstarrte innerlich! Das Umwelt-
amt sei um diese herumgeschlichen, hat den Herrn Baumgutachter beauftragt und dieser hätte festgestellt, dass der Baum trotz prächtig grüner Krone durch Pilzinfektion sehr krank sei. Die Bundesförster als Eigentümer des armen kranken Baumes erfuhren von der schlimmen Krankheit und nun soll die Linde gefällt werden - aus Verkehrssicherheits-
gründen, wahrscheinlich in den nächsten Tagen schon.
Die Linde steht nicht in einer Ortschaft, sondern gilt als Waldbaum, nur eben direkt an einer halböffentlichen Waldstraße stehend. Der Bundesförster ist auch verzweifelt darüber, der Linde nun ins Jenseits verhelfen zu müssen. Lieber wäre ihm gewesen, die "Grünen" hätten keine schlafenden Hunde geweckt, dann wäre alles tutti palletti und die Bienen des dortigen Imkers könnten noch viele Jahre den Linden-
blütennektar sammeln. Nun Spaß beiseite! Ich fühle mich hauptschuldig am Niedergang der Linde, obwohl ich als gelernter Waldarbeiter und Diplomförster ein eher entspanntes Verhältnis zur Kombination von Sägen und Bäumen habe. Immerhin hat die Linde den Kapitalismus und den Sozialismus überstanden. An der am übertriebenen Föderalismus schwer erkrankten Neuzeitdemokratie findet sie nun mit Hilfe des Nabu, des Umweltamtes und der Förster ihr weidgerechtes Ende. Denn ein echter Waldbaum stirbt nicht so vor sich hin, sondern lässt sich von der Kettensäge strecken. Wenn ich das gewußt hätte, dann hätte ich keine Vorschläge gemacht für die Naturdenkmalliste.