Alptraum Großparkplatz Sellin

Ein Alptraum wird wahr... Das kleine (bisher feine) Seebad Sellin erhält "seinen" Großparkplatz! Die vielen hundertjährigen Eichen wurden aus der Allee heraus gefällt, (Alleen stehen ja in MV unter besonderem Naturschutz!) und viele tausend Quadratmeter einstigen Grüns werden zubetoniert - versiegelt. Die Bewohner der "Retorten-Bäder-
architektur", die einst mit "Wohnen im Grünen" gelockt wurden, müssen nun mit einer Betonwüste vorlieb nehmen. Ein häßlicher, überdimensionierter (und von Steuergeldern der EU-Bürger sinnlos bezahlter) Parkplatz, der uns viel Natur kostete, ist jetzt ihr "Blickfang!"
Vielleicht steht an der riesigen (!) Abzweigung zum Parkplatz bald ein Schild, dass nur grün lackierte Autos parken dürfen. Vielleicht gibts auch grüne Papierkörbe oder die Leitlinien werden grün gestrichen, um dem bisherigen Selliner Ambiente zu entsprechen. Wer nun des Tags auf seinem Balkon sitzt, darf sich am Tausendfachen Türen zuknallen ergötzen und des Nachts holt sie der Lärm quietschender Reifen einiger chaotischer Autofahrer vom Traum in die Wirklichkeit zurück - falls der vorbeifahrende Autofahrer - nicht angewidert von so viel Beton und Häßlichkeit - gleich weiter fährt!
Unser Bild zeigt deutlich, wie sehr unseren Kommunal-
politikern die Alleen auf Rügen am Herzen liegen.
Wer bisher glaubte (und wußte!), dass viele Rügen-Urlauber das stille und gediegene Sellin aufsuchten, weil ihnen Binz zu laut wurde, der ahnt wohl nun, was kommen wird. Der Charme der kleinen Seebäder wird von bauwütigen Gemeindevertretern radikal beseitigt. Was ist schon diese überall herumliegende Natur gegen FÖRDERGELDER, die es nur ab und zu gibt! Da muß man hinlangen, da muß jeder unsinnige Gedanke an "nicht bauen" ausradiert werden, wie die Alleebäume!
Allein das Wort "Großparkplatz" fetzt und läßt Gedanken an Größenwahn aufkommen! Und warum regt sich da überhaupt jemand auf??? Sollte sich das Beton-Ungetüm wirklich als Fehlinvestition erweisen, dann war es erstens nicht umsonst - schließlich konnten wir Fördergelder verbauen - und zweitens gibt es doch bestimmt irgendwann Fördergelder, für Renaturierung! Und dann kann jeder sehen, dass wir aus der Betonwüste Natur heraus zaubern. Und dann? Dann sind wir der lebendige Beweis dafür, dass wir die eigentlichen "Naturschützer" sind!
Doch bevor ein Umdenken von unseren Politikern zugunsten der Natur eintritt, werden wir uns daran gewöhnen müssen (?), dass Rügen eines von vielen Narrenschiffen ist. Ohne (wirklichen) Kapitän, ohne Steuermann, ohne Rettungsboot und ohne Motor. Aber dafür treibt sie der ständig "strömende Wind der Fördergelder" voran - und wenn die (zumeist) blinden und tauben Narren "Glück" haben, treiben sie auf die Offshoresparks zu, die sie als einzige (!) Kommune Rügens befürwortet haben!!! Dort können sie dann "in Ruhe" und unter den heulenden Rotoren vor Anker gehen, falls sie einen Anker haben.
Ein Baum wirft traurig seinen Schatten auf den kommenden Beton-Monster-Parkplatz. Dieser reiht sich würdig in die banale Retorten-Bäderarchitektur ein. Staub und Hitze werden für das neue Selliner Ambiente sorgen.
Vor Ungeheuern aus dem Meer brauchen sie sich auch nicht mehr zu fürchten, weil die letzten Einleitungen des Mukraner Fischwerkes mit hundertfach überhöhten Schadstoffen sicher das letzte Lebewesen abgetötet haben werden. Vielleicht kommt aber auch der gefürchtete Seenebel auf und sie glauben,- wenn sie die rotierenden Flügel der "Kranich-Häcksler" schemenhaft sehen, dass sie wie einst Don Quichotte mit Riesen kämpfen müssen. Keine Angst Ihr Narren, auch diesen Kampf werdet ihr verlieren, denn wer mit soviel Naturverachtung an Bord eine "Tourismusinsel" (und Natur-Kleinod) steuern will, der fährt das Narrenschiff aufs nächste Riff. Das könnte uns "wurscht" sein, - ginge es nicht um unser aller Heimat, - und in diesem Fall, um ein (einst) appartes kleines Seebad, das hier für ein paar Millionen verhundst wird.
Anstatt aus dem "Flop-Spassbad und der Retorten-Bäderarchitektur" zu lernen, wird wieder ein Giganten-Pleiten-Arreal geschaffen, das uns die - unter dem Steuerdruck stöhnenden Menschen anderer Regionen finanzieren! Aber "Fördergelder" klingt ja so herrlich anonym und läßt unserer Narrenschiff-Besatzung Kräfte wachsen, die wir Bürger in positiver Hinsicht und an dieser Hasardeur-Mannschaft noch nie gesehen haben! Schiff ahoi!!!

Klaus Ender Naturschützer und Buchautor